Sonntag, 22. Dezember 2019

Der Weihnachtsbaumkauf

Ich hatte es romantischer in Erinnerung. Als ich auf den Parkplatz vor dem Lidl einbiege und mich unsicher umschaue, ob ich hier auch zum Besuch des Tannenparadieses richtig bin, zweifle ich noch ein wenig. Als ich hier vor ein paar Wochen vorbeigefahren und durch den Zaun die wunderschönen Bäume bewundert habe, hatte ich es mir so schön vorgestellt: Ich werde hier hingehen. Drei Tage vor Heiligabend werde ich hier einen Baum aussuchen. Alleine. Und stolz, dies zu tun. Das Jahr war nicht immer einfach – doch warum sollte ich mich selbst mit der Abwesenheit eines Weihnachtsbaumes bestrafen? Das bin nicht ich. So stand fest, ich werde auch alleine einen Baum haben. Wie in jedem Jahr. Fast the same procedure. Und doch so anders.

Etwas zögernd betrete ich den Baummarkt. Ein paar Jungs und eine burschikose mittelalte Dame blödeln laut herum. Das Verkaufspersonal also. Sie nehmen kaum Notiz von mir. Und ich bin ihnen in diesem Moment sehr dankbar.

Ich schlendere herum. Will mir alles einmal ansehen, keinen Baum verpassen. Ich bin da sehr akribisch. Nach den ersten drei Bäumen fällt mir ein an den metallenen Bauzaun gelehnter Baum auf. Etwas lieblos steht er da in die Ecke gestellt. Ich richte ihn auf. Finde ihn sofort sehr schön. Aus dem Bauch heraus. Da ich ja trotz aller Romantik eines Weihnachtsbaumkaufes die eben erwähnte Genauigkeit nicht abstellen kann, sehe ich mir alle anderen ebenso an. Es stellt sich keinerlei Gefühl ein. Sehe, dass mein Baum heruntergesetzt ist. Nenne ihn in Gedanken schon „mein Baum“…

Nach drei Runden um den Platz – immer verbunden mit einem Blick, ob „mein Baum“ noch da ist – sehe ich einen anderen. Gelehnt an einen Sägebock ist er nahezu perfekt. Ich sehe ihn mir an und drehe ihn. Gerade gebaut, schöne Spitze, perfekte Abstände. Mein Bauch? Sagt nichts. Ich versuche herauszufinden, warum. Wieder sehe ich herüber, ob der andere noch dasteht. Im Vergleich dazu hat er nämlich durchaus seine Macken. Etwas lange Spitze, einen größeren Abstand zu den darunterliegenden Etagen, etwas angetrockneter Matsch an ein paar Ästen. Und dieser hier? Mir dämmert es. Er erinnert mich einfach zu sehr an alle vorhergehenden Bäume. Und damit bekomme ich das Gefühl, er würde mir nun, in meinem neuen Wohnzimmer, eine Welt vorspielen, die es nun nicht mehr gibt. Vielleicht zu perfekt.

Ich gehe rüber und schau mir meine erste Wahl noch einmal an. Objektiv gesehen, hat er ein paar Knackse. Aber subjektiv – ist es genau, wie es sein muss: Ein gutes Gefühl und äußerlich ein paar Macken. Ich nehme ihn. Ich finde, er passt zu mir. Gerade jetzt.


Nachsatz:

Fünf Minuten später. Sitze im Auto und denke, ich habe das Falsche getan. Einen Baum gekauft, der diese Form hat, die ich doch sonst immer vermieden habe. Einen Baum, der komischerweise im Auto kaum den vorweihnachtlichen Tannenduft verströmt. Ich bekomme Panik, gehe im Kopf Aktionen auf Facebook durch, um diesen Baum zu verschenken. Sehe mich morgen auf einem anderen Markt einen anderen Baum kaufen. Und während ich denke, streicht meine Hand fast unmerklich über die Äste, die mir fast ins Lenkrad ragen. Auf dem Weg nach Hause. Ich glaube es ist doch mein Baum. Als er auf meinem Balkon in einem Eimer mit Wasser steht, schaue ich durch die beschlagene Scheibe und muss lächeln.



Freitag, 10. Mai 2019

Denn sie wissen nicht, was sie wollen

Es ist Wochenende. Ich habe frei, verbringe das Wochenende mit Freundinnen. Nach dem ein oder anderen Glas Wein reden wir darüber, was uns derzeit beschäftigt. Keine von uns scheint sich ihrer sicher zu sein. Unzufriedenheiten im Berufsleben, Veränderungswünsche im privaten Umfeld, neue Vorlieben.

Was uns alle vereint: jeder von uns ist in einer Phase, in der wir zweifeln. Langsam dahinterkommen, wer wir sind, was wir wollen – und was eben nicht. Ob Menschen anzuleiten, in einem Team zu arbeiten oder Rezepte zu ersinnen: Was wir vielleicht gut können – und möge es noch so simpel erscheinen - könnte es ein valider Weg sein? Ein Weg in die Zukunft, möglicherweise ein Beruf?

Wir alle haben Jobs, die wirklich gut sind, verdienen unser eigenes Geld, stehen auf eignen Beinen. Anfang / Mitte Dreißig, erfolgreich. Haben wir uns doch immer so vorgestellt. Oder nicht? Und da kommt er, der Zweifel. Ob da noch mehr ist. Nach dem Sinn unserer Arbeit.

Wollen wir das, was wir tun wirklich tun? Es ist spannend, verantwortungsvoll und manchmal mehr, manchmal weniger anstrengend. Aber erfüllt es uns? Ist es das, was wir wollen? WOLLEN?

Ein Gespräch mit meinem Chef zeigt mir, dass dies nichts Ungewöhnliches ist. Nach einem Scherz über Midlife-Krisen lerne ich, dass es in diesem Alter offensichtlich recht typisch sei, darüber nachzugrübeln, was wir eigentlich wollen.

In der Schule, ja schon in der Grundschule, gilt es früh, Bestleistungen zu erbringen. Die erste Stufe: die Gymnasialempfehlung erhalten. Haben wir das nicht erreicht, kommt früh das Gefühl auf, nicht genug zu sein, versagt zu haben. Völliger Blödsinn, denn im Grunde bin ich erst jetzt in der Lage manche Dinge, ob es Kunst oder Geschichte ist, die Aufmerksamkeit zu widmen, die es wert ist. Mit 17 war ich das nicht. Hat man die Hürde jedoch genommen, geht es mit eiligen Schritten dem Abitur entgegen. Latein oder Französisch – die Wahl hängt davon ab, was man mal studieren wolle, bekomme ich gesagt. Muss ich das wissen – in der 7. Klasse? Alles auf gute Noten setzen also. Sonst bekomme man nicht, was man will – wenn man denn wüsste, was das ist.

Nach einem Abitur mit einer 1 vor dem Komma, steht die Frage an, welches Studium denn nun in Angriff genommen werden solle. Ich entscheide mich für eine Mischung aus naivem Wunschdenken und dem, was mir am meisten Spaß gemacht hat. Oder worin ich gut war. Ganz genau vermag ich das nicht zu unterscheiden. Biologie. Irgendwas mit Tieren, nur ohne das Einschläfern sozusagen. Nach einem schnellen Ritt durch den ersten Bachelorjahrgang stehe ich flugs wieder auf der Straße und fühle mich wie nach der Schule, nur mit einem Studienabschluss in der Tasche. Yeah. Reif fürs Leben? Hm, nein. Weiß ich mehr über mich selbst? Kaum. Aber ich weiß, was ich nicht will und entscheide mich so für ein Studium der anderen Art, denn schreiben kann ich, mag ich und will ich – soviel stand fest. Journalismus. Eine Begeisterung. Als danach weder Job noch Selbstständigkeit von Geldsegen gekrönt ist und man ein Alter erreicht, wo man sich endlich auch mal was gönnen möchte oder soziale Verpflichtungen hat, gebe ich dem finanziellen Druck einer Festanstellung nach. Selbstfindung? Was für Esoteriker! Doch ich entdecke, dass ich Menschen überzeugen kann, mit ihnen arbeiten, etwas bewegen. Über 8 Jahre in einem Job, in dem ich irgendwann merke, dass etwas bewegen wollen auch Grenzen hat. Ich über den Tellerrand schauen muss und mal etwas bewegen muss – nämlich mich selbst. Der nächste Job zeigt, dass ich noch viel zu lernen habe, das kann Spaß machen und bringt mich weiter. Das Rad läuft wieder schneller, ebenso scheint es die Zeit zu tun.

Nach so einem Lebenslauf, oder irgend einem Ähnlichen, führt irgendwann genau dieses Lernen dazu, dass wir uns selbst kennen lernen. Ja, erklärtes Ziel (und von manchen auch Mitte 50 unerreicht) und dennoch führt es unweigerlich zu der Frage nach dem Sinn.

Dem Sinn unseres Selbst, unserer Arbeit, unseres Schaffens. Was möchten wir hinterlassen? Wo möchten wir noch hin? Wir glauben nicht, dass es morgen zu Ende wäre, aber müssten wir nicht heute anfangen mit dem, was wir eigentlich mal erreicht haben wollen? Wird es jetzt ernst?

Am Anfang wissen wir nicht, was wir wollen. Das ist natürlich und auch gut so. Wir müssen das erst herausfinden. Doch nach Studium und zwei, drei Jobs gerät diese Frage zunehmend in Vergessenheit. Wir bauen unseren Lebenslauf aufeinander auf, Möglichkeiten kommen und scheinen sich zu ergänzen, wir verfolgen eine Bahn, deren Gleise sich ergeben haben. Doch wo führt uns das hin? Und ist es das, wo wir wirklich hinsteuern wollen? Wenn nicht - was ist es dann?

Und plötzlich ist es gar nicht so leicht. Wir haben Dinge, die wir gut können, für die wir Anerkennung bekommen, die uns guttut. Doch ist es auch das, worin unsere Leidenschaft besteht? Kann man das immer so gut auseinanderhalten? Wissen wir überhaupt, worin diese Leidenschaft besteht, oder wurde sie uns viel zu früh für unerreichbar, absurd, nicht machbar erklärt oder haben wir sie uns selbst gar ausgeredet? Haben wir sie längst gefunden und trauen sie uns selbst nicht zu?

Ich weiß es nicht, aber ich glaube wir jungen Menschen um die Dreißig – uns vereint das Gefühl der Unklarheit, wo wir von uns selbst eigentlich Klarheit erwarten. Und wir sollten darüber reden. Sollten uns austauschen und das Gefühl der Unsicherheit zulassen. Denn oft sehen uns andere Menschen viel klarer, sehen, wer wir eigentlich sind. Und wann der Moment kommt, im dem uns die Leidenschaft einnimmt und wir mitten in einem Film die Stopptaste drücken und diesen Artikel schreiben. Das, ja das ist dann wohl wirklich unsere Leidenschaft. Die Vision, über die wir uns viele Nächte lang den Kopf zerbrochen haben. Wir müssen sie nur zulassen. Wenn wir auf unseren Bauch hören und den Kopf mal abschalten. Ein kurzer Moment. Manche mögen ihn Inspiration nennen.

Montag, 1. April 2019

I did it my way.

"Mutig!" Das höre ich von vielen, denen ich in letzter Zeit von meiner Reise berichtet habe. Mutig, allein in ein asiatisches Land zu fahren. Dort dem Straßenverkehr zu trotzen. In den Dschungel zu laufen. Ich zucke nur mit den Schultern und fühle mich eigentlich gar nicht so, als hätte ich etwas Besonderes geleistet. I just did it my way.

"I've had it all" singt Harald Juhnke und ich denke oft daran zurück, seit ich hier bin. Ich hatte sie. Die Leichtigkeit des Seins. Das Vertrauen in die Menschen. Die Abwesenheit von Hektik trotz all dem, was ich auf meiner Reise gesehen und gemacht, ja gemeistert habe.

Das Internet ist voll von Artikeln, die der Frage nachgehen, wie schwer es ist, allein zu verreisen. Ist es nicht. Doch warum schreibt niemand, ja warnt einen niemand davor, dass es das Schwierigste ist, sich all das nach der Reise zu erhalten?

Ich verschlinge jede Doku über Thailand, um dieses Gefühl wach zu halten - ihm Futter zu geben. Doch abends um halb acht nach einem langen Arbeitstag, während man im Nieselregen auf die Bahn wartet, plant der Kopf schon wieder wie eh und je. Was kaufe ich zum Essen ein, wann kommt die Freundin rum, zum Sport müsste ich gehen, mist, Wäsche vergessen, und oh, ich muss das Meeting noch vorbereiten. Ich bin überzeugt, all dies könnte auch mit der Lockerheit der Planung auf meiner Reise passieren, doch der Kopf malmt in alten Mahlwerken. Viel zu schnell wieder in alte Fahrwasser geglitten ohne es so richtig zu merken. Dazwischen kurze Szenen der Reise. Wie Blitze, die das Organisationskarussell kurzzeitig unterbrechen. Doch darin verweilen gelingt nicht, zu groß ist die bunte Masse des Alltags.

Mutig? Ich weiß es nicht. Meine Anerkennung gilt dem, der es nach der Reise schafft, das Gefühl, die Änderungen an der eigenen Person und ein wenig diese unendliche Leichtigkeit aufrecht zu erhalten.



Freitag, 22. Februar 2019

Was, schon Zeit für ein Fazit?

Ich bin durch den Dschungel gerannt, habe Fische und Elefanten gesehen, auf Bangkok geblickt. Unglaublich, was ich in drei Wochen alles erlebt habe. Viel, viel zu schnell ist die Zeit vergangen. Mich selbst gefunden? Habe ich nicht. Ich habe einfach einen neuen Flecken auf dieser Erde entdecken dürfen. Ein Erfolg? Das war die Reise auf jeden Fall! Mein Fazit? Alleine reisen ist gar nicht so anders.

Man überlegt nicht lange, sondern irgendwie ergibt es sich immer schnell: wo man isst, was man am nächsten Tag macht, wann man losfährt zum Flughafen. Wahrscheinlich weil man es einfach innerlich weiß. Und einfach macht. Überhaupt habe ich hier begonnen, viel mehr im Moment sein zu können, statt lange nachzudenken. Denn dieser Moment kommt nicht wieder. Ob du nun in der sengenden Sonne auf die Polizei wartest oder die ersten Fische im glasklaren Meer erblickst.

Man ist relaxter, auch wenn mal was schief geht: das innere "och schade" ist schnell überwunden, Pläne schnell geändert. Seine Komfortzone kann man sich überall schaffen. Und hin und wieder lockt einen die Welt dann sowieso heraus.

Was ich gelernt habe - hier in aller Kürze:

Reiseplanung:
Das Planen der Weiterreise ist etwas lästig, da man manchmal das im Moment sein gegen ein lahmes wlan tauscht.

Das Wichtigste was ich mithatte: 
Powerbank und Handy. Für Fotos, Telefonate mit der Polizei und Kontakt zu all den Lieben.
Zudem: Lange dünne Hose und T-Shirts für muslimisch geprägte Gebiete und die vielen Tempel.

Was ich hätte zuhause lassen können: 
So allerlei. War ja klar. Die Bücher. Tops. Kleider, die über dem Knie enden. Aufgrund meiner Unterkunftswahl hätte ich auch kein Mosquitonetz und keinen Steckdosenadapter gebraucht.

Was ich (über mich) gelernt habe: 
Ich krieg das alles hin und es wird schön. Keine Langeweile zu keinem Zeitpunkt. Nächstes Mal: Immer einen Tag länger bleiben, um Gesehenes zu verarbeiten und die Erholung nicht zu vergessen. Mal gar nichts anzusehen, sondern nur aufs Meer zu schauen.

Und: 
Die Menschen sind nett. Sie helfen, wenn man Kurven nicht verträgt, sie sorgen für tolle Gespräche beim Abendessen oder nach Sonnenuntergang, man kann mit ihnen einen lockeren Tag auf See verbringen. Und selbst wenn man mit einem verschrammten Auto zurückkehrt: Nett bleiben, konsequent, nicht nachgeben. Und dann kommt diese Nettigkeit auch zu einem zurück. Lächeln! Und entspannt bleiben. Einfach mal keine Sorgen machen und den Moment nehmen wie er ist.

Ob es der Buddhismus ist oder die erste Soloreise: das nehme ich mit. Nach Hause.

Mittwoch, 13. Februar 2019

Bangkok

Bangkok ist anders. Hier gibt es alles: die wirklich allergrößte Armut, zwielichtige Typen, luxuriöse Skybars. Und dazwischen eine riesiger Haufen Touristen. Die Khao San Road, dessen Straßenmarkt als Backpacker ja quasi zum Pflichtprogramm gehört, empfinde ich als aufdringlich. Ob es die 10 Baht sind, damit man ein Foto von gerösteten Skorpionen machen kann, oder die mindestens 10 Händler, die einen ansprechen, während man hindurchschlendert und versucht zwischen Billigwaren aus China das eigentliche Bangkok zu entdecken: die Stadt lässt sich schwerlich erfassen. Es sind nahezu 40 Grad und der Smog lässt die Sonne nur gedämpft hindurch. Am Rande der Bars, wo Touristen sich überteuertes Chang gönnen, um ihr neues Henna Tattoo zu feiern, gibt es ein paar Essensstände, wo dies vielleicht noch gelingen mag.


Ein bisschen Echtheit entdecke ich, als ich morgens bereits um halb neun durch das Universitätsgelände laufe. Es ist schon jetzt unglaublich heiß, doch auf dem Campus fühle ich mich wohler. Nach einer halben Stunde Spaziergang brauche ich Abkühlung in einem klimatisierten Cafè. Draußen ziehen in Scharen die Reisegruppen auf dem Weg zum Großen Palast vorbei.

Hier scheint es als sei ganz China hier. Es ist unglaublich voll, kein Foto, kein Blick nach oben zu den wunderschönen Dekorationen der Gebäude ohne angerempelt zu werden. Kein Stehenbleiben, um die Geschichte der Wandmalereien zu verstehen, denn man wird weitergedrängt. Nach kaum 5 Minuten steigt eine Aggression in einem hoch, die wohl nicht im religiösen Sinne der eigentlich unglaublichen Anlage wäre. Setze mich auf eine Stufe im Schatten, nicht ohne, dass mir zweimal fast der Plan aus der Hand gerempelt wird, um wirklich zu versuchen diesen Ort jenseits des Tourismus zu erfassen. Es ist unmöglich. Stelle mir vor, hier allein durchlaufen zu können.


Der Smaragdbuddha, welcher eigentlich aus grüner Jade gehauen wurde, sitzt ganz klein auf ein hohen goldenen Thron umgeben von vielen Statuen. Ich überlege, was er von dort oben wohl zum Treiben hier unten sagen würde. Fotos sind hier nicht erlaubt, doch diesem den Thais heiligste Ort ist - so mein Empfinden - jede Heiligkeit verloren gegangen. Es wird telefoniert, die Reisegruppe zusammengerufen, gedrängelt. "Be quiet" steht am Eingang und vor der Tür pfeifen die polizeilichen Ordner die Massen in die richtige Richtung. Um den Palast selbst wird man natürlich in guten Abstand herum geleitet, doch die Gebäude selbst sind wirklich schön, die Mosaike unzählbar und überall ist es so herrlich bunt und golden.

Wat Arun kann das allerdings noch überbieten. Auf der anderen Seite des Flusses gelegen ist dieser Tempel, geziert mit rosa Blüten und überbordenden Mosaiken, ein Traum. Ich finde hier auch die vermisste Ruhe einer Tempelanlage wieder. Ein letzter Blick auf Buddha und ein paar Mönche, die im Schatten sitzen.


Ein Spaziergang durch den Markt, ein Pad Thai und der Weg durch viele verschiedene Viertel bis Chinatown lässt mich Abschied nehmen von dieser Stadt. Ausklingen lasse ich diesen Besuch mit einem Blick von oben. In der Above Eleven Skybar. Mit einem Cocktail. Es war eine grandiose Reise! Auf mich!

PS.: Der Blick von hier oben ist unglaublich. Unweigerlich treibt es mir die Tränen in die Augen. Diese Stadt kann man nicht so schnell erfassen. Ich muss wiederkommen. Und dennoch bin ich auch ein klein wenig stolz auf mich. Viele haben ungläubig geschaut, dass ich alleine reise. Engländer, Spanier, Einheimische. Dennoch: Ich habe alles geschafft. Auch wenn nicht immer alles nach Plan lief - ich hab das gewuppt! Ich glaube heute Abend habe ich gemerkt, dass ich alles schaffen kann. Und konnte es so richtig genießen. Der beste Mojito on top of the world! Na - zumindest gefühlt. 



Montag, 11. Februar 2019

Die frittierten Bananen von Doi Suthep

Ein bisschen verrückt ist es schon. Oder bin ich es. Denn ich glaube den Doi Suthep Berg läuft niemand hinunter. Da gibt es zwar die besonders Sportlichen, die den Aufstieg als Challenge nehmen, ausgerüstet mit sportlichen Schuhen oder gar einem Mountainbike. Aber hinunter? Nur ich und die Straße. Und der Monk Trail.

Ich entscheide mich dazu im Grunde schon auf dem Hinweg. Sitze im Songthaew mit einer Gruppe angehender spanischer Krankenpfleger/innen, die auf Partyurlaub sind. Die zahlreichen Kurven der Auffahrt holen meinen Magen jedoch recht zügig aus seiner Komfortzone und so laufe ich bereits die letzten fünf Minuten mit zwei netten Mädels aus Nordspanien zum Wat hoch. Angekommen scheint mir der Rückweg im Auto keine gute Idee. Ich sage also zunächst die Weiterfahrt zum Königspalast ab und gönne mir das entspannte Ansehen des Wat Doi Suthep. Dafür haben hier nicht viele die Zeit.


Ich setze mich erstmal in den Schatten und genieße die Atmosphäre. Naja um ehrlich zu sein versuche ich nur dem fürchterlichen Gestank der Tausenden Autos, Busse und Taxis am Fuße des Eingangs zu entfliehen. Zu Füßen Buddhas erhole ich mich von der Auffahrt und nehme dann die gut 300 Stufen zum Wat, was im Grunde einem Hindernislauf zum nicht-auf-dem-Selfie-sein gleicht.

Der Wat ist eine schöne Anlage mit einem riesigen goldenen Chedi, der einen regelrecht blendet. Ein paar Mönchen spenden Segen für Touristen. Überhaupt muss man sich sehr konzentrieren die Anlage überhaupt wahrzunehmen, so sehr ist sie doch geprägt von den Besuchern, die sie häufig als reines Fotomotiv zu sehen scheinen. Da ich nun aber zeit habe, setze ich mich hin und wieder auf die Stufen und beobachte einfach das Treiben. Die besondere Aussicht, die man von hier oben haben soll - nun sie erstickt ein wenig im Smog. Man kann sich nur verschwommen vorstellen, wie wahnsinnig sie sein muss bei reiner Luft. Und das Ausmaß der Verschmutzung wird hier so richtig deutlich. Was hunderte Chinesen nicht von einem Gruppenselfie vor nebeligem Hintergrund abhält.

Ich schlendere zurück und genieße es nicht Teil der gehetzten Menge zu sein. Am Eingang angekommen, suche ich mir das untouristischste Essen, was es hier oben gibt. Eine Portion frittierte Bananen für 30 Baht. Nach kurzer Recherche lese ich von einem Monk Trail, der zum weiter unten gelegeneren malerischen Wat Pha Lat führen soll. Die Mönche nutzten diesen als Pilgerpfad. In Sandalen oder Flip Flops. Dies wird laut Google zwar überhaupt nicht empfohlen, aber was solls. Ich habe Wasser und frittierte Bananen, ein Handy und die Powerbank (die übrigens für so eine Reise Gold wert war!). Was soll also schief gehen?

Und so klettere ich in Flip Flops für 2,99 EUR die 400 Höhenmeter auf etwa 2 km hinunter, mache
Rast am Wat Pha Lat und nehme dann die restlichen etwa 5 km an der Straße nach unten. Manchmal höre ich neben der Straße Geräusche und stelle mir vor, es ist eine Schlange oder ein Waran. Meine innere Ruhe lässt mich einfach immer weiter laufen und langsam freue ich mich sogar, dass ich diesen Weg nehme. Ich komme an einem Wasserfall und dem darunter liegenden Bergfluss vorbei. Die Füße in das kalte Wasser zu halten tut gut. Zeit für die frittierten Bananen. Angekommen im Abendlicht am Fuße des Berges direkt am Zoo von Chiang Mai setze ich mich dann in ein Songthaew und lasse mich zu meiner Unterkunft fahren.


Die Bananen hier werde ich wirklich vermissen. Ein thailändischer knuspriger Crêpe (oder Pancake wie sie hier sagen) mit Bananen gefüllt und Honig darüber ist schon fast zu meiner abendlichen Tradition geworden. Zeit für's Abendessen.

Sonntag, 10. Februar 2019

Stadt des Essens

Ich esse. Schon wieder. Werde von allen Seiten herumgeschubst und schaffe es dennoch meine Fleischspieße zu genießen. Und gleichzeitig zu schauen, was es am nächsten Stand leckeres gibt. Im Grunde gibt es hier auf dem Nachtmarkt einfach alles zu kaufen.


Noch wenige Stunden zuvor sitze ich mit einer Familie aus Vietnam und einem Kanadier am Tisch. Wir sind Teilnehmer des heutigen Kurses der Smart Cook Thai Cookery School und gleich geht es los. Nachdem wir mit Zug und Fahrrad auf eine Farm außerhalb von Chiang Mai gefahren sind, werden wir in den nächsten Stunden sechs Gerichte kochen. Ja, und auch essen!

Mein Menü:
- Tom Yam Gung
- Pad Thai
- Khao Soi, inkl. der dazugehörigen selbstgemachten Currypaste
- eine Art Sommerrolle mit Dip
- Papayasalat
- Sticky Reis mit Mango

Da wird also fast synchron in den Woks gerührt, in ohrenbetäubendem Lärm von sechs Mörsern die Currypasten hergestellt und schupps: schon steht das nächste tolle Gericht auf dem Tisch. Es geht unglaublich schnell! Und am Ende bin ich froh, ein kleines Büchlein mit Rezepten in der Hand zu haben.




Nach einer kurzen Verdauungspause zieht es mich dann aber wieder hinaus. Besichtige den Wat Phra Singh im herrlichen Abendlicht, welches den goldenen Chedi zum Leuchten bringt. Danach geht es fast nahtlos ins Gewühl des legendären Sunday Night Market.


Chiang Mai ist eben eine Stadt, die man irgendwie unwillkürlich erläuft. Ob man nun die Tempel erkundet oder sich auf dem Nachtmarkt im Gedränge zwischen den Ständen mit all den Leckereien wiederfindet - man bleibt hier immer neugierig.

Samstag, 9. Februar 2019

Chat with a monk

Die Luft hier ist Kontrastprogramm. Es ist kurz nach 22 Uhr. Gerade in Chiang Mai gelandet, sitze ich im roten Songthaew, das schon anfährt, während ich meinen schweren Rucksack hineinhiefe. Der Smog ist riechbar. An irgendeiner dunklen Straßenecke wirft er mich raus. Mein Hotel soll hier sein, gleich die Straße runter. Es ist kühl hier am Abend.
Der Tag danach erstrahlt in weiß, gold und rot. Die Tempel dieser Stadt sind unzählbar, jeder einzigartig auf seine Weise. Eine andere Stimmung umgibt jeden von ihnen. Die Ruhe, die sie ausstrahlen, vereint sie doch. Ob zwischen chinesischen Pärchen oder komplett allein - jeden versuche ich annähernd zu erfassen. 



"Chat with the monk" steht auf einem Plakat. Im Schatten sitzen wie eine Wohltätigkeitsorganisation ein paar Mönche und Touristen. An einem Tisch. Sie reden und lachen miteinander. Man bittet mich dazu zu kommen und nach kurzem Zögern willige ich ein. Im Gespräch mit dem jungen Novizen erfahre ich, dass er der Bildung wegen Mönch werden möchte. Groß geworden mit neun Geschwistern in einem kleinen Dorf ohne Elektrizität hat er häufiger mal die Schule aus den Augen verloren. Doch immer, wenn es ihn dann packte, war er inzwischen viel älter als die anderen. Ob er hier Student sei oder unterrichte, diese Frage begegnete ihm häufig. So blieb zunehmend fern. Doch nach einem einwöchigen Camp mit den Mönchen, wo ihn zwar das Heimweh plagte, stand für ihn fest - Bildung ist das, was er möchte. "Education, Wisdom." Die Ausbildung jetzt umfasst vier Stufen, unter anderem auch politische Bildung und Philosophie. Seine Familie sei stolz auf ihn, sagt er lächelnd, Novize (oder bald Mönch) sei nämlich keiner geworden.




Donnerstag, 7. Februar 2019

Verliebt

Es ist Koh Lanta. Der wirklich entspannteste, gemütlichste und schönste Ort dieser Reise. Es sind die vielen Strandbars, die auch wirklich wollen, dass du dort verweilst. Die Unkompliziertheit. Eine tolle Mischung aus allesamt sympathischen Mitreisenden und unheimlich netten Einheimischen. Die Klarheit des Meeres hier. Und ein fantastisches Abendessen in der süßen "Old Town" dieser Insel. Ich würde gern bleiben.

Doch das ist Licht- und Schattenseite einer solchen Erkundungstour, wie ich sie mache. Bleiben oder mehr kennen lernen? Es gibt kein richtig oder falsch. Ich werde wohl weiterreisen. Und wiederkommen.








Mittwoch, 6. Februar 2019

Hier bleibe ich.

Ich glaube ich bleibe hier. Bin in Koh Lanta angekommen und fühle mich hier pudelwohl. Es ist nicht übermäßig touristisch, keine großen Gruppen, eher allein reisende wie ich. Dennoch ist es nicht zu ruhig, sondern es gibt viele Strandbars und soweit ich das beurteilen kann - ich bin erst seit 6 Stunden hier - alle unheimlich gechillt.



Laufe zum Sonnenuntergang ansehen also Richtung Strand. Ein paar Kühe schauen mich an, als wüssten sie, dass ich hier neu bin. Gehe einen kleinen Sandweg entlang - Google said so. Nach einem etwas verfallenen Haus überquere ich eine Brücke. Ein Seitenblick und: Ich sehe mein erstes wildlebendes Krokodil! Nun gut, es war vielleicht nur maximal einen Meter, wenn überhaupt, aber es sah nach Krokodil aus. Unglaublich!



Danach genieße ich nur noch den Sonnenuntergang.


Komme mit einem deutschen Backpacker ins Gespräch und lerne die Welt des "richtigen" Backpackers kennen. Zugfahren in der dritten Klasse mit Hähnen im Sack zum Beispiel. Aber auch stundenlagens Buswechseln im Nirgendwo. Komme zu dem Schluss, dass ich mir hier außerhalb meiner Komfortzone meine eigene Komfortzone geschaffen habe mit Auto, Klimaanlage und eigenem Bad. Aber ich denke, das ist auch okay so. Und dann führt man nette Gespräche über das unheimliche Müllproblem hier in Thailand, das Korallensterben oder die Vor- und Nachteile deutscher Schulbildung und schlendert dann gemütlich ins eigene Hotel zurück.

4G im Dschungel

Ich renne durch den Dschungel. Mal wieder. Der Weg vom Parkplatz bis zum berühmten Emerald Pool ist doch weiter als gedacht, genau gesagt 1.4 km. Zum tiefblauen Blue Pool dann nochmal 600 m. Und irgendwie rennt die Zeit hier immer. Also renne auch ich, um das alles sehen zu können, denn es ist unbeschreiblich schön hier. Ok wären die anderen Hunderte Touristen nicht. Aber so schnell wie ich läuft hier keiner. Was ich nämlich nicht weiß, ist, wie lange hier eine kleine nahezu geheime Autofähre nach Koh Lanta fährt. Mein heutiges Ziel.

Komme am Emerald Pool an und höre ihn schon von weitem. Hört sich an wie in jeder besseren Hotelanlage. Kindergeschrei, Chinesengruppen, die Fotos machen. Aber die Farben sind fantastisch!! Weiter geht's zum Blue Pool, nach den Fotos, die ich gesehen habe, ein leuchtend klares dunkelblaues Wasser. Also nochmal weiter - zunächst durch steppenartige Landschaft (auch hier aber überall klare Bäche, warm!) dann durch richtigen Dschungel. Einige der höchsten Baumarten stehen hier, gewaltige Stämme. Ein kleines leguanartiges Tier sitzt am Stamm.

Und angekommen ist es wirklich so unglaublich wie auf den Fotos. Mal wieder magisch! Ich genieße kurz, habe aber ein ungutes Gefühl, ob die Fähre nur bis 16 Uhr fährt. Zücke in einem absonderlichen Gedanken das Handy und denke noch bei mir: schön blöd mitten im Dschungel hier googlen zu wollen. Ich versuche es trotzdem und siehe da - so schnellen und guten Empfang hatte ich schon lange nicht mehr. Volle 4G. Und die Fähre fährt mindestens bis 18 Uhr. Zeit für ein Bad im Emerald Pool. 

Dienstag, 5. Februar 2019

Swimming in Paradise

Da meine Weiterreise etwas mehr Planungszeit in Anspruch nimmt, möchte ich heute mal Bilder sprechen lassen. Naja fast. So ganz schaffe ich das natürlich nicht.

Zunächst: So eine 4-Insel-Tour ist ganz ekelhaft touristisch. Furchtbar. Eine Gruppe von etwa 60 Leuten wird nach Hotelnamen auf zwei Boote aufgeteilt und im Stundentakt weitergeschippert. Aber für einen kleinen Besuch im Paradies ist es das wert.

1. Phra Nang Beach
Ein einziger Touristenwanderstrom zur Princess Cave. Zuviele Menschen. Ein kleiner Junge, der die steilen Felswände bezwingt. Erste Fische gesichtet.


2. Poda Island
Mittagessen im Palmenschatten bei paradiesischem Ausblick. Erste Schnorchelübungen und Fische, die zu einem kommen!


3. Chicken Island
Direkt vom Boot ins Meer springen und schnorcheln. Habe irgendwann aufgehört, die Fischarten zu zählen. Blaue, silberne und gelb gestreifte mit tollen Formen. Fühle mich wie in einem Aquarium. Das erste Mal Korallen gesehen. Und auch das Korallensterben. Glasklares (noch?) Wasser. Mit einer rosa Qualle zusammengestoßen, aber zum Glück nur wenig passiert.

4. Tub Island
Eine Sandbank verbindet hier mehrere Inseln. Paradiesischer Blick mit tollen Farben. Sprachlos. Affe durchwühlt Handtaschen von Badegästen und dreht gekonnt den Eistee-Verschluss auf. Abschiednehmen von diesem tollen klaren Meer.


Diese unvergesslichen Eindrücke habe ich mir auch verdient, nachdem ich heute morgen vom Hotelier begrüßt wurde mit "I broke your car". Nein, nicht schon wieder. Aber da er beim Parken mit dem großen Pick-Up eine Beule hinein gefahren hat, hatte er schon den Insurance Officer gerufen und ich habe nun einen zweiten fanzinierend unverständlichen gelben Zettel in der Tasche. Langsam weiß ich, wie das hier läuft - dabei wollte ich das eigentlich gar nicht so genau erfahren...

Jetzt geht es aber ans Weiterplanen. Hier habe ich gelernt, dass es gar nicht so leicht ist, die Waage zu halten: Plant man zu früh weiter, hat man schon den nächsten Ort im Kopf und kann sich gar nicht auf den Jetzigen einlassen; plant man zu spät, hat man eben doch nicht die Traumunterkunft oder schlägt sich ein wenig länger mit matter Internetverbindung bei der Flugbuchung herum. Meine nächsten Stationen: Koh Lanta, Chiang Mai, Bangkok. Oh und dann schon wieder Berlin...

Montag, 4. Februar 2019

Abenteuerurlaub

Es sollte heute mal ein ganz entspannter Tag werden: Am Vormittag, wenn noch Flut ist, wollte ich den Pai Plong Beach über den Monkeytrail ausfindig machen und mal wieder ins Meer springen. Am frühen Abend sollte es dann nach Krabi Town gehen, um den Vorabend des Chinesischen Neujahrsfestes zu genießen und natürlich ein paar Märkte zu sehen.

So weit so gut - der Vormittag war wunderbar. Ich habe endlich mal entspannt, ja - ein Buch angefangen! Als der Schatten der Palme, unter der ich lag, dann zu klein wurde, ging ich wieder zurück, buchte mir eine Inseltour für morgen und genoss eine erfrischende Dusche.

Ab nach Krabi also! Die Fahrt durch das Hinterland von Ao Nang auf dem Weg nach Krabi ist beeindruckend! Diese Felsen! Im Grunde wie Inseln, wie der Blick in die Phang Nga Bucht, nur dass hier eben Straßen durch diese Schluchten zwischen den Felsinseln führen. Ein paar Ecken weiter, war es dann vorbei mit der Schönheit.

Irgendwie scheint mich die Art des Hergangs seit der Abifahrt zu verfolgen: Ich stehe an einer Ampel, will abbiegen, es wird grün, ich fahre an und rummms. Fährt mir jemand hinten rein. Und nun habe ich das Abenteuer, mit einer thailändischen Polizei, zwei Indern und einem quasi stummen Insurance Officer zu kommunizieren, auch erlebt. Und bin wahrscheinlich Dorfgespräch, denn die zwei Mädels des Vermieters des Wagens der Inder haben unentwegt die schweigende Szenerie mit ihrem Handy festgehalten. Naja geschwiegen habe eigentlich nur ich, während sich die anderen verständigen konnten. Englisch - eher Fehlanzeige. Habe dann dennoch den Police Officer dazu gebracht, nochmal bei meiner Autovermietung anzurufen, um denen wiederum verständlich zu machen, was passiert ist. Nun habe ich einen Zettel in der Tasche auf dem laut Google Übersetzer "Beweis der Entschädigung" steht. Also bleibt es spannend bis zur Abgabe meines schon liebgewonnenen "Rechtssitzers".

Sonntag, 3. Februar 2019

Roadtrip

I'm on the road again. Scheint irgendwie meine natürlichste Reiseform zu sein. Das merke ich, als ich mitten auf der Hautstraße eine Vollbremsung hinlege und wieder rückwärts fahre. Es gibt einen Höhlentempel zu besichtigen. Davor - ein riesiger Markt mit allem, was das Feinschmeckerherz begehrt. Ich bin im Tempel (Wat Suwan Khuha), dessen riesiger liegender goldener Buddha wirklich beeindruckend ist, als mich die russisch und chinesisch sprechenden Touristen zu nerven beginnen. Ich kaufe auf dem Markt davor einfach alles ein, worauf ich Lust habe. Was ich da kaufe - keine Ahnung. Aber meine (inzwischen Lieblingssüßigkeit) die gefüllten kleinen Teigfladen haben sie da auch. Minuten später sitze ich essend im kühlen klimatisierten Auto in fahre durch die atemberaubende Felsenkulisse des Phang Nga Nationalparks auf dem Weg nach Krabi. Ja, das ist wirklich meine liebste Reiseform...

Ein Stop zuvor auf meinem Roadtrip: Der Samet Nangshe Viewpoint. Man lässt sich mit ein paar anderen auf der Ladefläche eines Jeeps hoch fahren. Und zwar so richtig hoch. Die provisorische Schotterpiste aber hält uns - der Fahrer weiß, was er tut. Oben angekommen - habe ich mal wieder keine Worte:


Nach eine Fahrt, bei der ich einfach nur schaue und genieße lege ich noch einen letzte Station ein: Am Tha Pom Klong Song Nam kann man durch die Mangroven wandern habe ich gelesen. Ich lande zunächst auf einem rotsandigen Parkplatz am Rande eines Palmenwaldes. Folge den Schildern auf eine Art Dorfplatz. Ausgestorben. Ein paar Frauen räumen gerade die Waren ein, die wohl für größere Touristengruppen gedacht waren. Am Eingang des Parks werde ich aber ganz entspannt begrüßt, kaufe für 100 Baht ein Ticket und darf hinein. Wumm. Stehe ich im Dschungel. Ein steinerner Hochpfad führt durch die Vegetation. Die hohe Luftfeuchtigkeit ist fast greifbar. Zunächst ist es wurzeltechnisch noch recht unspektakulär. Aber je länger ich die Bäume betrachte, desto mehr merke ich, dass sie wirklich fast alle verschieden sind. Hier wird der abgenutzte Begriff Artenvielfalt wirklich begreifbar! Staunend gehe ich weiter. Doch plötzlich leuchtet es blau-grün zwischen den Bäumen. Ein Bach. Und zwar einfach unfassbar klar. Daneben die "berühmten" Mangroven, deren Wurzelformen unendliche Geschichten erzählen. Fühle mich wie in einen Zauberwald versetzt. Man kann von oben die Fische im Fluss beobachten, als würde man tauchen. Dieser Ort ist wie magisch und ich koste es voll aus. Egal die Zeit - ich genieße einfach. Und schieße ein Foto nach dem anderen. Völlig beseelt fahre ich dann zu meiner nächsten Unterkunft.


Dabei fällt mir auf, dass sich Moscheen und Tempel hier wirklich abwechseln. Ein Ort so, ein anderer so. Ich finde das wunderbar, wenngleich sich respektvoll fast alle Frauen daran halten nicht in kurzen Kleidern oder Short herumzulaufen. Das entspannte Miteinander aber wird klar, als ich - schon ganz gekonnt - auf dem Markt nur wenige Meter die Straße hinunter nach einer wirklich wohltuenden Dusche mein Abendessen kaufe: mit Kopftuch, ohne, Bier verkaufend oder halal - alle reden miteinander und sind unglaublich freundlich. Hier funktionierts!

Samstag, 2. Februar 2019

Einsichten und Aussichten

Ich fange heute mal mit dem PS an:
Man gewöhnt sich dran. Ich gehe heute schon ohne Taschenlampe die fünf Stufen zum Klo. Yeah!
Nun bin ich seit einer Woche unterwegs und bin gerade angekommen. Und irgendwie muss da noch so viel kommen. Schließlich dachte ich, ich habe auf dieser Reise ja viel Zeit nachzudenken, ein oder zwei Bücher zu lesen und mir dabei selbst etwas näher zu kommen. Hm. Bis jetzt irgendwie nicht. Also jedenfalls nicht nachgedacht. So lange und richtig. Und kein, aber auch gar kein Buch angefangen. Stattdessen geht es morgen auf große Tour durch den Phang nga Nationalpark nach Krabi runter. Ob es dort anders wird? 

Naja wenn man es so betrachtet habe ich vielleicht doch etwas über mich gelernt. Dass ich wohl doch einen kleinen Luxus (ist es das?) brauche, um zu entspannen. Also zum Beispiel so ein richtiges Bad ;-) Ich wollte das eigentlich nicht so wahrhaben aber lernen über sich selbst heißt wohl eben auch zu akzeptieren, wie man nun mal eben tickt. Und ich ticke so. 

Ach und ich habe auch gelernt, dass einen ganzen Tag mit zwei Fremden verbringen wiederum überhaupt kein Problem für mich darstellt. Heute habe ich James Bond besucht. Naja oder die berühmte Insel. Zum Glück nur in sicherem Abstand zu den Touristenmassen (sie haben da echt Buden auf die Insel gepflastert). Zum Glück waren meine beiden netten Mitreisenden aus Niedersachsen der gleichen Meinung. Wir haben beschlossen, dort noch eine Martinibar zu eröffnen und den Film zu zeigen... Nein, ganz ohne Ironie haben wir viel erlebt: Schwimmen an der malerischen Bucht von Koh Kudu, Flughunde sehen auf Koh Roi, das Stelzendorf Koh Panyee besichtigen und sich dort eine Seebrasse fangen lassen. Den Abschluss bildeten eine kleine Höhlenwanderung und schwimmen an der Strandspitze von Koh Yao Yai. Und das alles auf einer Fahrt durch die Phang Nga Bay...!

Fotos folgen übrigens wenn ich wieder richtig WLan habe. Ja den Luxus gönn ich mir :-)

...hier sind sie nun:



Freitag, 1. Februar 2019

Unbequem

Raus aus der Komfortzone heißt manchmal auch, dass es unbequem sein kann. Nicht umsonst ist es drinnen ja so schön gemütlich. Heute habe ich mich mal außerhalb befunden. Was nicht funktioniert: Gefühl austricksen wollen. Was funktioniert: Situation an- und das Schöne drumherum dennoch wahrnehmen! Denn der Blick auf die vielen Inseln und Felsen zwischen Koh Yao Noi und Krabi sind einfach fantastisch. Vor allem wenn man auf einer dieser malerischen Schaukeln sitzt.


Meine jetzige Unterkunft ist sehr weit aus meiner Komfortzone heraus gelegen. Nennen wir es Pipi Langstrumpf Haus oder Bungalow am Meer - so oder so: ich muss mich der Begegnung mit Insekten stellen. Ein Klo mit Spülung durch eine Schüssel Wasser befindet sich außen an meinem Bungalow. Ich glaube jetzt wisst ihr was ich meine. Vor allem wenn man eben jene Schüssel im Dunkeln nicht benutzen kann, weil ein Frosch es sich bereits darin gemütlich gemacht hat.

Habe ich vor ein paar Tagen geschrieben, es gäbe kein drinnen und draußen hier - so muss ich eben auch jetzt im umgekehrten Sinne damit auskommen. Ich wollte es ja so. 

Der Tag nach Inspektion meines Schlafhäuschens also begann mit Ebbe. Der Versuch dennoch schwimmen zu gehen endete mit Schlammwaten und einem Quallenbiss am Knie. Dazu gesellte sich etwas Magengrummeln nach dem Genuss eines Currygerichts und trotz Deet der erste Mückenstich.

Aber so ein Tag gehört auch dazu. Und es ist alles wieder okay. Auf der Schaukel dennoch den Sonnenuntergang zu genießen ist dann die hohe Kunst und gelingt schon ganz gut. Und wer kann schon beim Einschlafen dem Wellenrauschen zuhören? 

Donnerstag, 31. Januar 2019

Elefanten brauchen keine Worte


Was Marine-Navigationssysteme, Kühlanlagen, ein Restaurant und ein Hotel gemeinsam haben? Ich sitze in meiner neuen Unterkunft - und das alles ist ein Familienbetrieb. Unglaublich freundlich und fröhlich. Der Norden Phukets scheint etwas anders zu ticken als der Süden. Ich bestelle mir nach einem ereignisreichen Tag klassisch Pad Thai. So lecker (und ab jetzt in Deutschland wahrscheinlich nicht mehr essbar...)!


Ein Mädchen im Hello Kitty Schlafanzug betritt die Terrasse. Naja Terrasse ist zu viel gesagt; es handelt sich um die drei Tische hinter der kleinen Straßenküche. An der Kreuzung davor ist immer was los. Es herrscht zwar Entspanntheit, aber da verliert ein Moped ein paar Eiswürfel und dort stehen Muslime und Buddhisten nebeneinander und reden. Dieses Miteinander und - entschuldigt die Wiederholung, aber - entspannte Umgang miteinander würde ich mir häufig auch in Deutschland wünschen. Ein ganzer LKW voll mit Menschen auf der Ladefläche fährt vorbei. Möglicherweise sind es Mienenarbeiter. Die Armut hier ist allgegenwärtig.

Es ist das Ende eines spannenden Tages. Mittags im Phuket Elephant Sanctuary ist alles gut durchorganisiert und dennoch unglaublich entspannt. Ich muss das Wort so oft verwenden, denn es fällt einfach immer wieder auf. Nach einem leckeren Snack mit Sticky Reis und Mango (genial!) erklärt uns ein Guide die Geschichte der Einrichtung. Der Gründer hat lange mit Elefanten gearbeitet, aber als er ein altes Tier für seine letzten Tage irgendwo unterbringen wollte, gelang das nicht. So nahm er Kontakt mit der Leiterin des bekannten Sanctuary in Chiang Mai auf und letztlich gründete er dieses hier in Phuket. In einem Film (überhaupt ist alles sehr modern hier) wird uns gezeigt, was den Elefanten im Zirkus, für Shows oder durch Ritte mit Touristen angetan wird. Man kämpft mit den Tränen und versteht nicht, wie so etwas immer noch sein kann. Menschen sind sehr blind.

Dann dürfen wir sie beobachten. Nach Sicherheitseinweisung und in gebührendem Abstand. Denn viele Tiere haben Traumata oder Verletzungen. Zwei Elefanten werden im "Pool" nach Knochenbrüchen der Beine behandelt. Die eine  (es sind alles weibliche Tiere) musste erst lernen wie sie etwas zu fressen findet. Die andere ist auf beiden Aigen blind. Ihr Pfleger führt sie nur mit Worten. Denn schlau ist sie trotzdem. Als er schlief hat sie das Tor aufgemacht und ist zum Farmer nebenan gegangen. Kokosnüsse und Bananen klauen. Das Sanctuary musste ihm 5000 Baht Entschädigung zahlen und sie wieder abholen. Ach es gäbe noch viel zu sagen, aber manchmal ist es gut, einfach nur zu schauen.


Kurzerhand fahre ich danach zum Bang Pae. Es ist nicht weit, also wieso nicht. An der kurzen Straße sehe ich Bäume zur Kautschukgewinnung und dazwischen: weiße Kühe. Ein verlassener Parkplatz, ein paar Motoroller, alles ist geschlossen. Ich steige aus und laufe am Gibbon Rehabilitation Project vorbei (#ichliebediegeräuschehier). Es folgt ein kurzer aber steiler Pfad - mitten durch den Dschungel. Da gleich die Sonne untergeht, laufe ich eher wie diese Trailrunner bis hinauf. Klitschnass aber glücklich registriere ich, dass ich wirklich gerade mitten im Dschungel stehe. Auch hier: einfach nur schauen - und staunen.


Ich werde mich die nächsten Tage auf Koh Yao Noi erholen und überhaupt erst mal alles verarbeiten. Es sei denn ich entdecke gleich die nächsten Abenteuer!

PS.: Mein Fazit für heute? Elefanten brauchen keine Worte. Sie brauchen jedoch unsere Stimme, die den Menschen aufzeigt, dass es möglich ist, mit den Tieren das nötige Geld zu verdienen ohne sie zu malträtieren. Ich wünsche noch vielen Elefanten diese Rettung. Auch wenn es nicht die Freiheit ist, brauchen sie diesen - unseren - Schutz.





Mittwoch, 30. Januar 2019

Auf Buddhas Spuren

Ein sanftes Klingeln der unzähligen kleinen Glocken und Windspiele erfüllt die Luft. Sitze dem Big Buddha zu Füßen und versuche den Ort zu erfassen. Trotz vieler Touristen kann es hier gelingen. Unter dem beeindruckenden Bauwerk meditiert eine Katze in aller Ruhe im Schatten. Zumindest sieht es beinahe so aus. Der Ausblick von hier über Phuket und das Meer ist atemberaubend. Doch im Schatten einiger Bäume kann man auch auf Buddhas Spurensuche gehen, sein Fußabdruck ist hier zu finden. Irgendwie wird man hier ganz entspannt.



Habe heute auch nur noch zweimal den Scheibenwischer statt des Blinkers betätigt und bin zuvor zum Wat Chalong gefahren. Eine große wunderschöne Tempelanlage mit - zu meinem Erstaunen - einem riesigen Markt dazwischen. Neben allerlei Plastik gibt es hier auch leckeres Essen. Frittierte Fische und frittiertes Ei, frisches Obst und eine Art Stange aus feinsten Teigfäden - man muss nicht wissen was es ist, einfach kosten! Nur die Insekten habe ich ausgelassen.
Ein paar Stunden später stehe ich wie ein begossener Pudel auf der Straße. Die zahllosen Straßenhunde neben mir interessiert das nicht. Wen ich interessiere - sind die Affen. Bin bei 35 Grad und gefühlten 100 Prozent Luftfeuchtigkeit den Affenhügel hochgelaufen. Also Hügel... Puh. Während ich das noch alles auf mich wirken lasse, ...rums...muss ich den Affen vom Rucksack abschütteln. Die eine Banane da drinnen ist für mich! Den Rest habe ich längst verfüttert oder besser gesagt in die kleinen Pfötchen gegeben. Die Kekstüte hat mir ein kleines vorwitziges Äffchen gleich im Ganzen geklaut. Hat dann allerdings in seiner Horde ordentlich Probleme bekommen.


Apropos Essen: Nachdem ich nun in Phuket die Thalang Road hinunterspaziert bin, lande ich natürlich auf dem Markt. Meine Nase trügt auch in Asien nicht. Neben allem Gemüse was man sich vorstellen kann, entdecke ich die winzigen Essensstände, eigentlich nicht größer als der Motorroller unter ihnen. Und dann gibt es kein Halten mehr: probiere Hühner- und Leberspieß, einen Sepia- und einen Fleischspieß (gewickelt) und noch eine Süßigkeit, die wahnsinnig lecker schmeckt: ein kleiner runder Teigfladen, eingeklappt und gefüllt mit einer Art Creme und möglicherweise kandierten Orangen. Jedenfalls kommt man so auf den Geschmack. Es treibt mich in eine Restaurantempfehlung: das Suay. Hier lasse ich dann mit Thunfischtartar, Crab Cake und geräucherter Whiskeyente ordentlich den Tag ausklingen. Heute war einfach alles perfekt!

PS.: Vielleicht liegt es ja an dem kleinen Bändchen, was ich um das Handgelenk trage. Ein buddhistischer Mönch hat es mir in einer kleinen Segnung (wenn man das hier so nennt) umgebunden.



Dienstag, 29. Januar 2019

Tierisch Thai.

Ich habe meine ersten Elefanten gesehen. Am Straßenrand. Auf dem Weg zum Karon View Point standen sie plötzlich da. Natürlich mit Touristen drauf. Irgendeins dieser Camps, die Elefantenreiten anbieten und damit denkarme Besucher glücklich machen.

Tierisch geht es hier oft zu. Am Viewpoint angekommen, kann man sich mit weißen Adlern fotografieren lassen. Für den Straßenhund, der im Schatten einer Palme schläft, interessiert sich hingegen niemand.

Etwas später beim Abendessen. Ich ordere Rind in Tamarindsauce ("not spicy please!") und bekomme gesagt, es sei "finito". Also dann eben Ente mit einer Haube aus Garnelen und Sesam. Klingt speziell, dann probiere ich eben das. Was kommt, ist dann doch irgendetwas in Sauce, scharf. Probiere trotzdem. Muss fast weinen. Als der Teller halb leer ist, kommt ein Keller mit der Ente. Ich versuche aufzuklären. Danach bricht hinter mir ein lautstarker Streit los. Die Chefin scheint die anderen Keller/innen anzubrüllen. Höre was mit "Mu", verstehe nur es geht um mich. Als ich mich melde und versuche aufzuklären, kommt die Chefin selbst und fragt, ob ich immernoch Ente essen wolle. Als ich ja sage, bekomme ich den Teller der Aufregung dann hingestellt. Esse danach unter Beobachtung von etwa 5 Thais. Merke: Höflich sind sie mir gegenüber immer - aber sie können laut werden ;-)

Zeit für's Bett.

PS: Natürlich war ich schwimmen am wunderschönen Nai Harn Beach. Mein Tipp: Ganz am Ende des Strandes ein schattiges Plätzchen auf den Felsen unter Palmen erobern. Von dort hat man einen fantastischen Überblick über die Bucht und das Leben am Strand, zwischen Familien aus aller Welt und Kokosnussverkäufern.

Um die halbe Welt fliegen - jetz versteh ich's.


Abflug.

So sieht sie also aus die Komfortzone. Grau. Sitze im Taxi zum Flughafen und sehe sie vorbeiziehen die Häuser. Unzählige Male gesehen. Heute schaue ich sie etwas anders an. Sie sind irgendwie auserzählt.

Flug.

Glücklicherweise werde ich aufgrund einer Umbuchung für meinen ersten Teil des Fluges von Berlin nach Moskau auf die Premium-Klasse gebucht. Mein Glück sollte ich erst später begreifen. Hier lasse ich mir (ganz italienisch...) Ravioli mit einem Glas Weißwein schmecken.

Bevor ich in die Sonne fliege, sehe ich hier in Moskau allerdings noch mal viel Schnee! Die Räumfahrzeuge schaffen es kaum die Landebahnen freizuhalten. Vor dem Weiterflug braucht es eine Stunde, bis das Flugzeug wieder enteist werden konnte und es weitergeht. Dieses Mal in der normalen Touristenklasse.



Beim Landeanflug bin ich zunächst einmal schlecht drauf. 9 Stunden eingepfercht mit dem Ellbogen der Nachbarin in der Seite und kaum Schlaf hinterlassen Spuren. Ich verstehe jetzt Leute, die den Aufpreis für die erste Klasse in Kauf nehmen. Denn Klassenunterschiede gibt es hier tatsächlich. Das Essen kommt hier in einer kleinen Aluschale mit Mini-Plastikbesteck. Und nahezu ungenießbar. Während man isst, hat man praktisch überhaupt keine Bewegungsfreiheit, wenn die Tischchen hochgeklappt waren, kann man die Beine minimal anders anwinkeln. Drei Spielfilme später realisiere ich, dass ich wirklich um die halbe Welt fliege. Lang. Doch als ich den Sonnenaufgang sehe und dann wie auf dem Nichts einen kilometerlangen Sandstrand erblicke (irgendwie irrwitzig, dass das Flugzeug zuvor noch enteist worden war), kommt Vorfreude auf!

Ankunft.

Nachdem es wirklich so unkompliziert ist, wie alle sagen, sich eine SIM-Karte zu besorgen, Geld abzuholen und das Auto zu leihen, stehe ich mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken, den anderen vorne vor dem Bauch in einem Parkhaus. Ich soll wohl in den 5. Stock hatte die Dame beim Schalter gemeint, aber ich lerne hier meine erste Lektion. Ich frage. Und zwar gleich, auf der Stelle, den ersten, den ich sehe. Bevor ich schweißtreibend viel zu lange suche. Und siehe da - es ist genau so unkompliziert. Er schickt mich in die richtige Richtung, ich frage noch zwei Mal und bekomme den Aufzug gezeigt. Am Ende steige ich (ja, im 5. Stock) in das Auto. Von rechts. Auf geht's in den Linksverkehr.

Dieser ist im Grunde wie in Italien. Nur eben andersherum. Wobei, nur weil Linksverkehr ist, heißt es nicht, dass einem nicht auch links ein paar Motorroller entgegenkommen können. Die Spur für die Roller - da herrscht glaube ich ein eigenes Gesetz. Das erste Mal rechts abbiegen, an einer Ampel anhalten (mit Sekundenanzeige, wann grün wird!) und der erste Kreisverkehr - alles gemeistert, man muss sich nur wirklich konzentrieren! Und genauso entspannt bleiben, wie die anderen hier.

Nach über 15 Stunden Reise, einer einstündigen Autofahrt und kurzer Ankunft, sitze ich nun also vollgepflastert mit in strategischer Reihenfolge aufgetragenem Sonnen- und Mückenschutz am Meer. Und esse. Endlich. Es ist zwar bewölkt und von Mücken keine Spur, aber was solls! Auch als ich danach eine Gasse voller Fischmärkte betrete und das wahre Leben der Einheimischen kennen lerne, fühle ich mich nie unwohl. Die Thais geben einem nicht das Gefühl, aus Tourist unerwünscht zu sein. Aufs Meer blicken. Nichts denken müssen. Ach schön.



Erste Eindrücke.

Den Standard, den man aus Europa mitbringt, muss man bei Abreise einfach mal dort lassen. In meiner Unterkunft, gibt es statt Fenstern hauptsächlich Fliegengitter, ein Fenster (ja doch im Bad ist eins) hat einen Sprung aber die Dusche nach der Ankunft ist einfach wunderbar! Es gibt im Grunde kein draußen und drinnen. Beim Frühstück sitze ich - man würde sagen auf der Terrasse. Doch unter dem Wellblechdach ist es so viel mehr als eine Terrasse. Es ist Lager für Handtücher, Putzmittel und so weiter, Technikraum (ja, der Router hängt hier, ebenso wie zwei Verteilersteckdosen), Wohnzimmer. Ja genau, hier steht eine Couch und ein Bücherregal. Und der Kühlschrank.



Was ich jetzt schon mag sind die Geräusche. Exotische Vögel (ja es klingt zum Teil wirklich wie auf den CDs!) scheinen zu lachen, während entspannt die Tassen für das Frühstück klappern. Überhaupt sind alle so entspannt. Ich hoffe, das überträgt sich in ausreichendem Maße.

Allerdings: Wie die Thais mit ihrer Umwelt umgehen sehe ich beim Abendessen, als die Kellnerin die Kaffeereste der Gäste Tasse für Tasse über das Mäuerchen ins Meer kippt. Die Gedanken daran, was man damit anrichten kann, scheinen hier weit weg. Auch sehe ich auf meinem Rückweg vielfach Müllsäcke am Straßenrand, einfach ins Grüne geworfen.

Ich bin gespannt, auf meine Eindrücke, wenn ich erst einmal geschlafen habe und bei vollen Sinnen bin. Es ist 18 Uhr und ich gehe ins Bett.

Ausblick.

Heute spring ich ins Meer!

Samstag, 26. Januar 2019

Der größte Fehler - oder: noch 1 Tag bis zum Abflug

Der größte Fehler wird die Menge an Zeug sein, die ich mitnehme. Ja, das sagen mir alle und dennoch muss ich vermutlich meinen eigenen Fehler eben machen. Vielleicht sollte ich noch eine Creme gegen Zerrungen einpacken... 

So geht es mir seit ein paar Tagen, in denen mir immer wieder Dinge einfallen, die nützlich sein könnten. Ich lese Blogs und Facebookkommentare von anderen unsicheren Vor-Reisenden und fühle mich schon als Experte. So in der Theorie. Nebenbei drehe ich den Packbeutel viermal um und quetsche ihn etwas tiefer hinein in den Rucksack. 

Naja und ganz unschuldig ist die Menge an Büchern auch nicht. Als Verweigerer von elektronischen Buchabspielgeräten (diese "Reader" - nein ich lese gefälligst selbst, pah!) mag ich Bücher einfach in ihrer papierernen Form. Mich begleiten auf diese Reise also:

Bodo Kirchoff mit "Verlangen und Melancholie"
"ZEN und die Kunst ein Motorrad zu warten" von Robert M. Pirsig
"Die Gabe der Empathen" (...schließlich möchte ich ja auch etwas über mich lernen auf der Reise) und natürlich - um über das Land zu lernen:
Dumont: "Thailand - Der Süden"
"Der Inselguide Thailand, Geheimtipps von Freunden"

So ich glaube das reicht oder...?

Ich mache den Rucksack zu (es funktioniert!), ein breites Grinsen im Gesicht. Morgen gehts los. Und ich bin gewappnet für das was kommt. Ich freu mich einfach! 


...und vielleicht macht eine Reise zu planen auch schon - ein Stück weit - glücklich! Die übrigen knapp 9.000 km habe ich nun vor mir, auf gehts.